15 Jahre KirchenFenster Schwalbe 6

Der etwas andere Kirchenladen in Wiesbaden blickt auf 15 Jahre erfolgreiche Arbeit zurück     

Wie so oft begann alles mit einer visionären Idee.

Ziel war es, eine zentral in der Stadt gelegene und niederschwellige Anlaufstelle der Evangelischen Kirche in Wiesbaden zu haben, die Servicepunkt und Ruhepol zugleich sein sollte. Der neue Ort sollte einen direkten Kontakt zur Kirche ermöglichen, durch Veranstaltungen soziale und religiöse Themen der Stadt aufgreifen und eine Möglichkeit zur Erholung und zur Besinnung bieten. Als „Außenstation der Kirche“, die sich vorrangig an Suchende richtet, sollte auch Neues und Unerwartetes erprobt werden. Wesentliche Herausforderung ist dabei, die Stadt für das Geheimnis Gottes offenzuhalten.

Im Frühsommer 2003 begannen die Umbauarbeiten in den leer stehenden Räumen der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau in der Schwalbacher Straße 6. Als Pfarrerin für Stadtkirchenarbeit setzte sich Annette Majewski von Beginn an für das Projekt ein. Zusammen mit dem Wiesbadener Kurier wurde ein Wettbewerb zur Namensfindung für das unter dem Arbeitstitel »Kirchenfenster« firmierende Projekt gestartet. Aus vielen Einsendungen wurde der Name »Kirchenfenster Schwalbe 6« ausgewählt. Er verdeutlichte zum einen am treffendsten den schon im Arbeitstitel enthaltenen Anspruch an Offenheit und Zugänglichkeit und enthielt zum anderen gleich einen Hinweis auf die Adresse der neuen Einrichtung. Zudem hat die Schwalbe einen biblischen Bezug: In Psalm 84 wird die Freude am Hause Gottes beschrieben, wo jeder Vogel ein Haus und jede Schwalbe ein Nest findet.

Der Innenraum am Eröffnungstag; 7. Oktober 2003.

Der Innenraum am Eröffnungstag, dem 7. Oktober 2003.

Recht bald bildete sich eine Gruppe ehrenamtlicher Helferinnen, von denen einige durch den Wettbewerb zur Namensfindung auf das Vorhaben aufmerksam geworden waren. Am 7. Oktober 2003 wurde das KirchenFenster Schwalbe 6 schließlich eröffnet. Der lichtdurchflutete Raum mit angenehmer Atmosphäre wurde gleich im ersten Jahr von rund 5.000 Besucherinnen und Besuchern dankend angenommen. Besonders geschätzt wird die herzliche Gastfreundschaft und die Atmosphäre wertschätzender Zuwendung durch die Haupt- und Ehrenamtlichen. Die Offenheit eines Fensters, welches zu Ein- und Ausblicken einlädt und dadurch besondere Gastfreundschaft beweist, war nicht nur bei der Namensfindung, sondern auch für das Gesamtkonzept leitend: Informationen rund um Kirche, ein Kirchencafé und meditative Angebote wie die „Stille in der Schwalbe“ eröffnen seit dem die Möglichkeit sich selbst, anderen Menschen und Gott nahe zu kommen und zu sein.

Durch die Trägerschaft des Evangelischen Dekanats Wiesbaden und in enger Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen konnte inmitten der Stadt über fünfzehn Jahre hinweg ein äußerst vielfältiges Angebot realisiert werden. Allein 250 Einzelveranstaltungen wurden seit 2003 durchgeführt. Büchertauschbörsen, Lesungen, Kunstausstellungen, Vorträge, Meditationen, Workshops zu Lebensfragen brachten und bringen viele Menschen zusammen. Dabei scheute sich das Schwalbe 6-Team nicht, brisante gesellschaftliche Themen aufzugreifen: HIV, Jugendgewalt, Kindesmissbrauch, der Umgang mit Handicaps oder das Leben mit Krebs wurden sensibel und offen thematisiert. Hinzu kommen viele regelmäßig stattfindende Angebote, wie etwa die Trauerseelsorge, die Beratung zur Patientenverfügung, die systemische Beratung, Sozialberatung oder die Pilgerberatung.

In 95 Ausstellungen wurden nicht nur künstlerische Fertigkeiten präsentiert, sondern auch immer versucht, Randgruppen der Gesellschaft in den Fokus zu rücken und auch spirituelle Themen aufzunehmen. Darüber hinaus erfüllt die Schwalbe 6 als zentrale und niedrigschwellige Kircheneintrittsstelle eine wichtige Aufgabe: Seit 2003 wurden hier 750 Kircheneintritte vollzogen.

Betriebsausflug des KirchenFenster-Teams nach Hanau 2013.

Mittlerweile arbeiten neben der Stadtkirchenpfarrerin eine Verwaltungs- und Empfangskraft und 13 ehrenamtliche Frauen und Männer in der Schwalbe 6 mit. Viele davon bewegt die positive Erfahrung, dass Kirche für und bei Menschen völlig neue Impulse geben und große Erfüllung bringen kann. Zudem wird die vertraute, ja fast schon familiäre Teamarbeit hervorgehoben, die durch die Zusammenarbeit fest verbunden und durch alljährliche Teamausflüge zusätzlich gefestigt wird. Nur durch das engagierte Mitwirken der Ehrenamtlichen sind die weitgehenden Öffnungszeiten der Schwalbe überhaupt möglich.

In den vergangenen Jahren sind neue Schwerpunkte hinzugekommen wie soziale Sammel – und Geschenkaktionen für benachteiligte Kinder (Aktion Federmäppchen, Christbaum für Kinder), ein interkultureller Treff, kleine Aktionen im Vorübergehen vor der Tür (zusätzlich 11.000 Kontakte), Stille-Fahrten mit der Stadtbahn Thermine und stadtweite Projekte zu aktuellen Themen. Die Einrichtung hat sich darüber hinaus zu einem spirituellen Zentrum in der Stadt entwickelt.

Heute ist das KirchenFenster Schwalbe 6 in Wiesbaden und Umgebung wohl bekannt und ein gerne aufgesuchter Ort. In den regionalen Medien Wiesbadener Kurier, Wiesbadener Tagblatt und in der Frankfurter Rundschau sind seit der Eröffnung über 200 Presseartikel zu den Veranstaltungen des KirchenFensters erschienen. 90.000 Besucherinnen und Besucher zählte die Einrichtung bis heute und ist dabei nicht nur Anlaufpunkt für Menschen mit Sorgen und Problemen, sondern oft auch ein willkommener Schritt aus der Hektik des Alltags heraus in einen Ort der Ruhe und Selbstwahrnehmung. Mit großen Projekten wie „Wiesbaden hält inne“, die in Vernetzung mit zahlreichen anderen Einrichtungen realisiert werden, wirkt die Schwalbe 6 auch in die Stadt hinein und nimmt die Sehnsucht der Menschen nach Entschleunigung und innerer Heimat auf.

Zum 15jährigen Geburtstag hat die Schwalbe 6 eine frische und ansprechende Außengestaltung erhalten. Als Schwalbe ist die Einrichtung in der Stadt bekannt und daher wird sie nun auch mit einer Schwalbe auf dem großen Schild vor der Tür in Erscheinung treten.

Fühlen Sie sich eingeladen und kommen Sie auf einen Kaffee oder einen Tee vorbei! Wir freuen uns drauf!

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